Episode 15:
der flotte
abgang des alex w.

Der flotte Abgang des Alex w.

Dass Strahlemann Wehrle den Verein verlassen hat, verdient schon noch ein paar Zeilen der Würdigung. Allerdings der kritischen Würdigung.

Er hat seinen Abgang wie bei ihm üblich schön inszeniert. Seine beiden Freunde von der BLÖD-Zeitung lobten ihn noch einmal über den grünen Klee, ebenso seine drei Freunde vom KStA. Und Ex-Vorstand Ritterbach sowie Dauer-Talker Bosbach sangen sogar noch Lieder für ihn. Es war wirklich zum Gruseln, weil ganz offensichtlich keines dieser Groupies geschäftliches Know-How besitzt.

Wenn der liebe Alexander W. eines konnte, dann war es diese Inszenierung seiner selbst. Seine Selbstvermarktung war und ist bundesligatauglich. Denn schaut man sich die harten Fakten an, dann kann man nur den Kopf schütteln ob dieser vieltönigen Lobhudelei über seine vermeintlichen Fähigkeiten.

Der 1. FC Köln steht finanziell mit dem Rücken zur Wand und konnte – so hörte man – den Insolvenzantrag im letzten Jahr nur über die Landesbürgschaft abwenden. Diese überlebensnotwendige Landesbürgschaft hielt Alexander W. allerdings gar nicht für nötig. Er kümmerte sich auch nicht weiter darum. Das musste der Vorstand erledigen. Jetzt könnte man einwenden, dass der Vorstand auch einmal etwas machen kann, damit der arme Alex nicht immer alles machen muss. Nur gehörte die Aufsicht über die Finanzen zu seinen Kernaufgaben. Genau dafür wurde er mehr als fürstlich entlohnt. In seiner eigenen Wahrnehmung und Selbstdarstellung war dies sogar seine Kernkompetenz. Trotzdem muss ihm der Vorstand zeigen, wie man eine Insolvenz verhindert. Seltsam. Da müssen doch jedem nicht gänzlich betriebsblinden Beobachter Zweifel kommen.

Die spannende Frage ist: Warum wird ein Alexander W. angesichts der finanziell katastrophalen Lage des 1. FC Köln von vielen Vereinsanhängern immer noch als „Finanzgenie“ wahrgenommen? Die Antwort ist relativ einfach und traurig zugleich: Fakten spielen für viele Anhänger keine Rolle. Bilanzen lesen können und wollen die meisten ohnehin nicht. Vor diesem Hintergrund ist es dann ein Leichtes, sich immer als finanzieller Saubermann zu präsentieren, während das Schiff schon kurz vor dem Sinken ist. Wir leben gerade in den Zeiten der Fake-News. Es ist ganz offensichtlich kein Problem eine eigene Realität zu kreieren, an die dann sogar noch viele glauben. Trump hat es vorgemacht. Der Kreml macht es gerade nach.

Eines kann man also festhalten: Wenn der 1. FC Köln finanziell mit dem Rücken zur Wand steht, kann Alexander W. keinen guten Job gemacht haben. Wer anderes erzählt, glaubt auch an grüne Männchen und sieht Ufos.

Der 1. FC Köln hat über Jahre brutal über seine Verhältnisse gelebt. Spätestens Armin Veh und Horst Heldt haben das Geld mit beiden Händen zum Fenster rausgeworfen, indem sie teilweise abenteuerliche Transfers und noch abenteuerlichere Verträge gestaltet haben. Einer hat bei allem fröhlich pfeifend mitgemacht: Alexander W., der Mann, der eigentlich auf das Geld aufpassen sollte, hat überhaupt nicht aufgepasst, weil er letztlich eben kein guter Geschäftsführer gewesen ist.

Und dann gibt es noch den Geißbockheimausbau: War da was? Dieses Projekt hat Alexander W. grandios, geradezu volle Pulle, gegen die Wand gefahren. Laut seiner eigenen Darstellung hatte er immer alles Griff. Diese paar dümmlichen Grüngürtelfreunde können doch einen Alexander W. nicht aufhalten, der doch jeden Entscheider in der Stadt kannte. Alle Warnungen schlug er in den Wind – übrigens genauso wie der schon fast vergessene Spinner-Vorstand. Die politischen Realitäten und die Hartnäckigkeit der Bürgerinitiative hat er völlig falsch eingeschätzt. Das Ergebnis sieht man heute. Nichts ist es mit einem Ausbau.

Der 1. FC Köln kann froh sein, dass die Ära Wehrle vorbei ist. Sie hat viel zu lange gedauert.

Die aktuelle Medienberichterstattung belegt, dass es um die Finanzen des 1. FC Köln nach wie vor sehr ernst bestellt ist. Es wurde einfach viel zu viel Geld für einen aufgeblähten und überteuerten Kader ausgegeben. Wenn nicht noch unerwartete Geldregen erfolgen, wird die Mannschaft auch nach dieser Saison relevante Abgänge zu verzeichnen haben, weil man das Geld benötigt, um zu überleben. Dass man auch mit viel, viel weniger Geld erfolgreich arbeiten kann, wenn man sorgfältig und vorsichtig zu Werke geht, hat der SC Freiburg seit vielen Jahren eindrucksvoll bewiesen. Auch Union Berlin ist ein Vorbild.

Es ist ein Fortschritt für den 1. FC Köln, dass die Geschäftsführung komplett ausgetauscht worden ist. Momentan wirkt das Ganze doch deutlich seriöser, die Situation wird nicht mehr verharmlost, Fehler der letzten Jahre sind offenbar auch intern erkannt worden und werden als solche benannt. Es bleibt zu hoffen, dass der Umbau weiter voranschreitet, weil es noch sehr viele weitere Baustellen im Geißbockheim gibt.

Was bisher geschah

Episode 13:
Der FC-Matchplan

Bullshit Bingo oder wenn Phrasen ein Konzept vortäuschen

Episode 10: Die finanzielle Entwicklung des 1. FC Köln unter Alexander Wehrle – Teil 2

Analyse, Teil 2