Episode 6:
Raumschiff Geißbockheim

Über Personalführung und geduldete Intrigen im GBH

Das Sommerloch des Jahres 2020 wurde rund ums Geißbockheim unter anderem mit den Diskussionen über die Freistellung des langjährigen Medienchefs Tobias Kaufmann gefüllt. Wie den Medien zu entnehmen war, wurde diese Entscheidung vom Vorstand des FC forciert und von der Geschäftsführung nicht mitgetragen. Den Höhepunkt fand dieser Machtkampf dann dadurch, dass andere Abteilungsleiter aus dem Geißbockheim in Form eines Briefs an den Vorstand gegen diese Entscheidung rebellierten. 

Auf einem Schiff würde man in einem solchen Fall von einer offenen Meuterei sprechen. Denn de facto sind nämlich sowohl die Abteilungsleiter als auch die Geschäftsführer Angestellte des Clubs. Sie arbeiten für den Club und dieser wird durch den Vorstand vertreten und repräsentiert. In anderen Organisationen hätte ein solches Verhalten mit Sicherheit Konsequenzen gehabt, aber nicht beim 1. FC Köln. Auch als Fan, Mitglied oder Kunde hat man oftmals das Gefühl, dass im Geißbockheim die Mentalität „Le FC, c’est moi“ vorherrscht.

Als die Kritik um den ehemaligen Vorstand immer lauter wurde, versuchten Mitarbeitende der Fan- und Fanclubbetreuung massiv, diese Diskussionen zu beeinflussen. Fanclubvorsitzende wurden kontaktiert, um sie auf Linie bzw. zur Räson zu bringen. Es war die Rede von einer schwarzen Liste von Fanclubs, die aufgrund kritischer Äußerungen in Ungnade gefallen waren. Schon seit Jahren gilt beim FC: Sofern sich Fanclubs konform verhalten, kann man im Gegenzug mit Privilegien rechnen. Ist man hingegen kritisch und hinterfragt die Zustände, muss man mit Entzug von Privilegien oder sogar Abstrafung rechnen.

Eine solche Spaltung der Fans ist weder im Sinne des 1. FC Köln noch Aufgabe einer Abteilung zur Fanbetreuung. Konsequenzen folgten hieraus aber nicht. Man wird den Eindruck nicht los, dass Fans nur noch in gute Kunden und böse Revolutionäre eingeteilt werden. Kritiker sollen über massiven Druck mundtot gemacht. Solche Arbeitsweisen kennt man auch aus autoritären Systemen.

Dem Wahl-Motto des jetzigen Vorstands „Gemeinsam gewinnen alle“ entsprechen sie in jedem Fall nicht. Nach fast zwei Jahren im Amt hat es der neue Vorstand nicht geschafft, Gräben zuzuschütten. Die Fanbetreuung darf nach wie vor unkontrolliert machen, was sie will. Beispielsweise werden Fanclubvorsitzende abtelefoniert, um auf diese Weise Politik im Sinne der Geschäftsführung zu betreiben. So agiert die Geschäftsführung teilweise hinter den Kulissen oder wie im Fall Kaufmann offen gegen den Vorstand.

Dieser Umstand ist aber auch auf die Schwäche des neuen Vorstands zurückzuführen. Der Geschäftsführung werden schlicht keine klaren Grenzen gesetzt. Nach dem Fall Kaufmann hätten die beiden Geschäftsführer wegen mangelnder Loyalität sanktioniert werden müssen. In jedem normalen Unternehmen wäre das auch passiert. Im Fußball gelten leider immer noch andere Gesetze.

Die vergangenen Mitgliederversammlungen waren von teilweise intensiven Auseinandersetzungen geprägt. In diesen Zusammenhängen haben sich auch immer wieder juristische Fragestellungen beispielsweise in Bezug auf die Satzung ergeben. Trotz einer eigenen Rechtsabteilung finden sich in den Jahresabschlüssen des 1. FC Köln immer wieder Positionen für externe Rechtsberatung. Das wirkt umso befremdlicher, wenn man bedenkt, welche hanebüchenen und vereinsschädlichen rechtlichen Positionen damit in der Vergangenheit gestärkt werden sollten. Exemplarisch sei die falsche Auffassung des ehemaligen Vorstands zur satzungsmäßigen Kompetenz des Mitgliederrates genannt. Hier hat der alte Vorstand zehntausende von Euros für sinnlose Gefälligkeitsgutachten von externen Rechtsanwälten verbrannt, obwohl man einen hauseigenen Justiziar beschäftigt, für den es ein Leichtes gewesen wäre, solche Schriftstücke in die Welt zu setzen. Laut eigener Aussage ist dieser Justiziar des 1. FC Köln, Oliver Zierold, auch besonders stolz über das Vertrauen seiner wechselnden Vorgesetzten. Er bestätigt also gerne das, was ihm der Vorgesetzte vorgibt, anstatt ergebnisoffen zu prüfen. Wäre er gegenüber dem Club loyal, hätte er sogar die Geldverschwendung anprangern, wenn nicht sogar verhindern müssen. Diese unterwürfige Mentalität kennt man aus hierarchischen Organisationen. In einem mitgliedergeführten, demokratischen und weltoffenen Fußballclub ist eine solche Einstellung schädlich.

Die vergangene Sommerpause hatte für alle Dauerkarteninhaber des 1. FC Köln noch ein besonderes Schmankerl zu bieten. So wurde bekannt gegeben, dass der Verzicht auf eine Rückerstattung des Dauerkartenpreises dazu führt, bei einer Teilzulassung von Zuschauern bevorzugt zu werden. Innerhalb der Fanlandschaft war daher schnell von einer emotionalen Erpressung die Rede. Statt sich mit dieser Kritik auseinander zu setzen, wurde den Kritikern aber schlicht die kognitive Fähigkeit abgesprochen, die angebotenen Optionen richtig zu verstehen.

So verstärkt sich der Eindruck, dass richtige Fans im Sinne der Mitarbeiter im Geißbockheim nur unkritische Kunden sind. Eine Fehlerkultur sucht man im Geißbockheim leider vergeblich. Vielmehr zählt nur die Loyalität innerhalb der Strukturen, die dann jedes Fehlverhalten rechtfertigt. Eklatant deutlich wurde dies im oben bereits angesprochenen Fall des Medienchefs Tobias Kaufmann. Seine versuchte Einflussnahme auf FC-kritische Berichterstattung in der Presse, seine permanenten Kleinkriege mit kritischen Fans in den sozialen Netzwerken, die Instrumentalisierung von Werner Spinners Krankheit in einem Artikel sowie die Zensur kritischer Fanbotschaften im Geißbockecho…

Diese Liste ließe sich bei Tobias Kaufmann unendlich fortsetzen. Aber Tobias Kaufmann durfte mit Billigung seines Geschäftsführers Alexander Wehrle über Jahre nach Herzenslust intrigieren und spalten, zum Schaden des Clubs.

All diese Missstände sind primär der Geschäftsführung anzulasten. Statt sich diesen Missständen zu stellen, wird die Wagenburg Geißbockheim kontinuierlich ausgebaut. Kritik von außen wird immer als Angriff gesehen, bei dem sofort die Reihen geschlossen werden müssen. Hinterfragt wird das eigene Handeln am Geißbockheim jedoch nicht. Fehlverhalten von Mitarbeitern hat nach wie vor keine Konsequenzen und trägt zur vielzitierten Wohlfühloase Geißbockheim bei. Dort glaubt man nach wie vor, zur „Crème de la Crème“ des deutschen Fußballs zu gehören. Von der Realität ist man mittlerweile aber komplett abgehoben: Raumschiff Geißbockheim.

… Fortsetzung folgt … 

Was bisher geschah

Episode 1: Der Teflon-Mann

Die Sage vom "Finanzgenie"
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Episode 5: Der Marlboro-Mann ohne Lasso

Geschäftsführung Sport beim 1. FC Köln:
Horst Heldt und seine Vorgänger