Episode 7:
Eine Pressekonferenz als Spiegelbild des Vereins

Bloßgestellt und vorgeführt

Der 1. FC Köln hat sich trotz des gelungenen Klassenerhalts in der Relegation von seinem Geschäftsführer Sport Horst Heldt getrennt, doch die denkwürdige Pressekonferenz wirft viele Fragen auf. Wenn man genau hinsieht und die gewählten Worte auf sich wirken lässt, entsteht ein schlechtes Bild der Vereinsführung, welches die aktuellen Verhältnisse im Geißbockheim nicht klarer aufzeigen könnte – aber der Reihe nach…

Die Trennung von Horst Heldt und der Zeitpunkt sind aus unserer Sicht angesichts der mangelhaften Performance des Geschäftsführers nur folgerichtig. Gerade der Zeitpunkt der Trennung, umgehend nach der Rettung, ist ein Zeichen der Stärke, aber auch des Kalküls. 

Zum einen kam das Aus für Horst Heldt nicht überraschend, sondern hat sich seit längerer Zeit angedeutet. Der Vorstand hat ihn nach eigener Aussage mehrfach darauf hingewiesen, dass man mit seiner Arbeit nicht zufrieden sei. Der Vorstand repräsentiert den Verein und hat selbstverständlich nicht nur das Recht sondern sogar die Pflicht, den Geschäftsführer zu entlassen, wenn er keine Leistung bringt. 

Gegenstimmen, die insbesondere den Zeitpunkt der Entlassung als „unmöglich“ oder „unehrenhaft“ abstempeln wollen, sei die Meinung von Horst Heldt dazu nahegelegt. Dieser äußerte gegenüber der Kölnischen Rundschau: „Ich kann mich nicht darüber beschweren, weil ich darum gebeten hatte, schnell Klarheit zu bekommen. Das war mir wichtig, um zur Ruhe kommen und loslassen zu können. Das respektiere und akzeptiere ich.“

Dass diese Entlassung nach unseren Informationen jedoch rund 1 Million Euro Abfindung kostet, muss sich allerdings der Vorstand ankreiden lassen. Dieser hatte den Vertrag von Heldt im Sommer 2020 unnötigerweise bis 2023 ausgeweitet, obwohl hierzu keinerlei Anlass bestand. Heldt hatte bis dahin weder besonders gute Arbeit geleistet, noch stand etwa ein Wechsel zu einem anderen Club im Raum. Vielmehr macht es den Eindruck, als wenn der Vorstand nach dem blamablen 1:6 in Bremen keinen Mut zu Konsequenzen gehabt hätte und so lieber auf die Karte Kontinuität mit Heldt und Gisdol setzen wollte. Das Ergebnis ist bekannt: Sowohl der von Horst Heldt protegierte Schnitzel-Kumpel Markus Gisdol als auch er selbst sind nun Teil der Geschichte des Scheiterns beim 1. FC Köln – der Verein ist finanziell und sportlich geschädigt, während beide Protagonisten um viele hunderttausend Euro reicher sind. Gisdol hat sich anständig verabschiedet. Heldt gibt die beleidigte Leberwurst und verbreitet vertrauliche Interna, die den Vorstand jetzt veranlassen sollten, die millionenschwere Abfindung zu streichen. 

Die Gründe für Heldts Scheitern sind übrigens vielfältig, unsere detaillierte Analyse hierzu findet ihr in House of Goats Episode 5: „Der Marlboro Mann ohne Lasso“.

Horst Heldt hätte nach seiner Vorgeschichte und seiner damit nachgewiesenen Inkompetenz niemals eingestellt werden dürfen. Kompetenz, Geradlinigkeit und Ehrlichkeit wären nötig, aber darum geht es beim 1. FC Köln seit Jahren nicht. Unprofessionalität und Intrigantentum ziehen sich von der Geschäftsführerebene bis in die nachgeordneten Abteilungen am Geißbockheim, siehe dazu unsere Analyse in Episode 6: „Raumschiff Geissbockheim“

Der Entlassungs-Akt von Horst Heldt zieht sich bislang über 2 Pressekonferenzen, die offizielle PK des Vereins und Heldts inoffizielle Abrechnung per Kamingespräch mit ausgewählten Pressevertretern von Kölner Stadt Anzeiger, BILD-Zeitung, Kicker und anderen.


1. Akt: Die offizielle Club-Pressekonferenz – Wehrles Wunsch nach Freistellung

Die Entlassung und die – mal wieder – neuen Pläne rund um die sportliche Neuausrichtung tat der Club einen Tag nach der Entlassung im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz kund (Hier gehts zur Pressekonferenz in voller Länge).
 
Teilnehmer dieser Runde:
Präsident Werner Wolf, Vizepräsident Eckhard Sauren, Alexander Wehrle, Jörg Jakobs und Thomas Kessler. 
 
Erinnern wir uns an die Satzung und die satzungsgemäßen Rechte, wonach der Vorstand die Geschäftsführung berufen und abberufen kann. Hier stellt sich uns bereits die Frage, wieso Finanzgeschäftsführer Alexander Wehrle bei dieser Pressekonferenz überhaupt mit auf dem Podium sitzt. Dafür gibt es keinen sinnvollen Grund, außer die Realität: Alexander Wehrle ist nicht lediglich Finanzgeschäftsführer, sondern eben DER strippenziehende Puppenspieler am Geißbockheim, dem der Vorstand aus Naivität auch noch eine Bühne gibt.
 
Wie sich zeigen sollte, war es ein gravierender Fehler des Vorstands, Wehrle mit auf das Podium zu lassen: Wie so oft nutzte Alexander Wehrle auch diesmal die mediale Bühne geschickt für seine persönlichen Zwecke, präsentierte sich als starker Mann im Verein und lies dabei den Vorstand, faktisch seine Vorgesetzten, schwach und naiv wirken. Wie ein bockiges Kind ließ Wehrle seiner subjektiven Meinung freien Lauf, machte dabei seinem Kumpel aus Stuttgarter Zeiten Heldt nochmals den Hof und demontierte seine Vorgesetzten, indem er dem Vorstand in deren Beisein klar und energisch widersprach. Beispiel gefällig?
 
„Ich habe dem Vorstand gestern mitgeteilt, dass ich das (die Trennung / Anm. HoG) bedauerlich finde und gerne mit Horst Heldt weitergearbeitet hätte. Natürlich hat mich das nachdenklich gestimmt, aber ich gehe damit professionell um“ (ab Min. 28:50 der PK)
 
 
Stellen Sie sich diese Situation mal beim FC Bayern München vor, in der Karl-Heinz Rummenigge die Presse über die Trennung von Hansi Flick informiert. Bei erster Gelegenheit widerspricht Hasan Salihamidzic, er hätte ja lieber mit Flick weitergearbeitet, die Trennung hätte ihn nun nachdenklich gestimmt, aber er ginge professionell damit um. Wir können uns wohl sicher sein, dass Rummenigge diesen Affront noch auf der PK scharf aufgezeigt, die Machtverhältnisse klargestellt und Salihamidzic im Anschluss in seinem Büro dermaßen rund gemacht hätte, dass dieser freiwillig 4 Wochen lang Trainingsbälle aufgepumpt und den Parkplatz gefegt hätte, um Demut zu demonstrieren. Von einer solchen Klärung der Machtverhältnisse sind wir in Köln aber offenbar meilenweit weg. Hier kann ein Wehrle sich faktisch alles erlauben, obwohl er schon alleine für diese öffentliche Distanzierung bei jedem normalen Unternehmen abgemahnt werden würde.
 
Wehrle hatte natürlich noch nicht genug, er holte weiter aus und verstrickte sich dann auch noch in Widersprüche bzgl. seinem Verbleib beim FC (ab Min. 38:30 der PK): „Wer mich kennt weiß, dass in einer der schwierigsten finanziellen Situationen der Club-Historie, ich meiner Verantwortung ganz bewusst bin. Ich könnte nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich jetzt sagen würde dass ich keine Verantwortung mehr übernehme“. Nur 2 Sätze später scheint Wehrle aber nicht mehr so treu dem FC die Stange halten zu wollen: „Ich hatte mit Herrn Dr. Wolf immer offen und transparent über Anfragen von anderen Clubs gesprochen und ich respektiere die Haltung des 1. FC Köln, dass man mich nicht aus meinem Vertrag raus lässt. Das habe ich zu respektieren. Daraufhin habe ich den Verantwortlichen des VFB Stuttgart abgesagt.“ 
 
Mit anderen Worten sagt Wehrle also, dass er sehr gern nach Stuttgart gegangen wäre, der Vorstand aber sein Veto einlegte und Wehrle daher seinen Vertrag zu erfüllen habe. Ein ziemlich starkes Stück und so stellt sich uns die Frage, wen Wehrle hier eigentlich für dumm verkaufen möchte? Den Vorstand scheint er jedenfalls mittlerweile so eingewickelt zu haben, dass er Wehrle, selbst zu Themen die gar nicht in seine Zuständigkeit fallen, dazu holt. 
 
So kann man dann schlussendlich auch die Worte von Werner Wolf nur noch mit einem Kopfschütteln quittieren, wenn er sagt „Ich habe mich dafür eingesetzt, dass Alex Wehrle seine Position erhalten hat. Ich bin sehr froh, ihn an unserer Seite zu wissen. Wir beide haben ein offenes, vertrautes Verhältnis. Er hat unser vollstes Vertrauen.“ Man muss sich ernsthaft die Frage stellen, ob der Vorstand versteht, dass er sich vom Club-Angestellten Wehrle an der Leine durch die Manege führen und demontieren lässt, während er selbst naiverweise weiter Streicheleinheiten verteilt.
 
Aber nun genug zur Vereins-Pressekonferenz. Schließlich gibt es neben Vorstand und Finanzgeschäftsführer noch weitere Figuren in dieser symbolträchtigen Posse – was für ein Übergang zum nächsten Presse-Event!
 
 

2. Akt: Die inoffizielle Pressekonferenz – Horst Heldts Märchenland

Zur offiziellen Pressekonferenz des Clubs wurde Horst Heldt nicht mehr eingeladen, Heldt war schließlich nicht mehr Teil des Vereins und darüber nach eigener Aussage sehr enttäuscht. So enttäuscht und voller Unverständnis, dass er nicht einmal ein gemeinsames Statement mit dem Verein abgeben wollte. 
 
Aber wozu sollte man auch eine gemeinsame Erklärung abgeben – zum Wohle des Clubs – wenn man ohnehin schon geplant hatte, zwei Tage nach der Entlassung eine eigene inoffizielle Pressekonferenz zu geben. Am Dienstag lud Horst Heldt ausgewählte Pressevertreter – natürlich nur die ihm wohlgesonnenen Vertreter von u.a. Kölner Stadtanzeiger, Kicker und BILD – zu einem inoffiziellen Kamingespräch um über seine Entlassung zu sprechen. 
 
Brisant: Nach unseren Informationen war der Vertrag mit Horst Heldt zu diesem Zeitpunkt bereits mit einer Abfindungsregelung aufgehoben worden. 
 
Horst Heldt sah sich nach Abschluss des Aufhebungsvertrags offensichtlich nicht mehr in der Pflicht, die ihm als ehemaliger Geschäftsführer obliegenden Vertraulichkeitspflichten weiterhin zu beachten. Gleichzeitig verbreitete er seine Märchen, getarnt als Insiderinformationen. Er nutzte die über zwei Stunden andauernde Versammlung dem Vernehmen nach zu einem Rundumschlag gegen den Verein und seine Gremien. Im Grunde eine große Märchenstunde, die nur ein Ziel hatte, nämlich von seinem vollständigen Versagen abzulenken und Ausreden zu finden, warum es ihm nicht möglich gewesen sein soll, bessere Arbeit abzuliefern. 
 
Insbesondere die Mär von den schwierigen „Gremien“, soll im Mittelpunkt gestanden haben. Man führe sich hier nochmal die „Gremien“ vor Augen, die – wenn überhaupt – Einfluss auf Entscheidungen der Geschäftsführung nehmen könnten: Es ist genau ein Gremium und zwar der Gemeinsame Ausschuss, dessen ureigenste Aufgabe es ist, kostenträchtige Entscheidungen nicht blind durchzuwinken. 


Erst ab einer gewissen Größenordnung müssen Entscheidungen der Geschäftsführer überhaupt durch den Gemeinsamen Ausschuss genehmigt werden. Der Alltag im Gemeinsamen Ausschuss sieht jedoch nach unseren Informationen vielmehr seit Jahren so aus, dass den Entscheidungen der Geschäftsführung immer gefolgt wird – leider. 
 
Faktisch haben die Geschäftsführer also alle Freiheiten, Entscheidungen nach ihrer vermeintlichen „Kompetenz“ zu treffen. Es ist also mitnichten so, dass der Gemeinsame Ausschuss die Arbeit der Geschäftsführung auch nur im Ansatz aufhalten würde. Allerdings müssen sie vor einer Zustimmung wenigstens einmal erklären, warum sie Millionen ausgeben wollen, nicht ihr Geld wohlgemerkt, sondern immer das des Vereins. 
 
Und hier liegt für vermeintliche Profis wie den gelernten Kfz-Mechaniker Horst Heldt das Problem: Überwachung, Begründung und Rechtfertigung. Was in der freien Wirtschaft selbstverständlich ist, fehlt im Profi-Business nahezu vollständig. Während unausgebildete oder schlecht ausgebildete Manager wie Horst Heldt Millionen verdienen und mit noch mehr Millionen um sich werfen dürfen, dürfen sie nach ihrer Ansicht nicht dazu befragt oder kontrolliert werden. Die ganz normalen Kontrollmechanismen der Wirtschaft sollen im Fußballbusiness nicht greifen. 
 
Das erscheint nur allzu verständlich, denn betrachtet man die Entscheidungen und Strukturen vieler Vereine näher, erkennt man ein Muster: Ehemalige Spieler und Funktionäre behaupten, aufgrund Ihrer Sportlervergangenheit als einzige wirklich zu wissen, was gut für den Fußballclub ist. Das haben wir beim 1. FC Köln bereits unter Wolfgang Overath erfahren, der kritischen Gesprächspartnern unter seiner Würde erst die Frage entgegenbrachte, wie viele Länderspiele man absolviert habe, um sein Gegenüber damit als ahnungslos zu disqualifizieren. 
 
Horst Heldt hat diesen Habitus der ehemaligen Spieler ebenfalls verinnerlicht, und tat den Medien im Rahmen einer Pressekonferenz bereits kund: „Ich glaube mehr Ahnung davon zu haben als Sie!” – das Ergebnis beim FC ist bekannt. Außerdem: Bisher wurde Heldt bei all seinen Vereinen entlassen. 
 
Mit der inoffiziellen Pressekonferenz nach seiner Entlassung hat Horst Heldt sowohl dem 1. FC Köln absichtlich geschadet als auch seine eigene bereits ramponierte Reputation weiter verschlechtert. Die Vereinsführung täte gut daran, diesen Vorgang umfassend rechtlich zu prüfen und gegebenenfalls Maßnahmen gegen Horst Heldt einzuleiten. Niemand ist größer als der Verein und der Vorstand muss das umgehend klarstellen – und wenn möglich einen Teil der selbstverschuldeten Abfindung zurückholen, das wäre die Pflicht gegenüber dem klammen Verein. 
 
 

Fazit: Wieder einmal fast nur Verlierer und nur ein Gewinner.

Dass die Entlassung eines Geschäftsführers in einem Fußballverein kein rühmliches Kapitel ist, ist für jeden klar. Geht einer solchen Entlassung doch fast immer eine sportliche Talfahrt voraus und müssen von anderen Führungskräften Eingeständnisse über die Fehlbesetzung gemacht werden. 
 
Diese Anerkennung von Fehlern ist allerdings schon lange ein sehr heikles Thema bei unserem Verein. Ob Präsidenten, Geschäftsführer, Trainer oder sonstige Verantwortliche, der Fehler wird immer woanders gesucht und die Geschichten dazu von Teilen der Presse dankbar verbreitet. Dabei ist niemand vor Fehlern gefeit und ein solcher bedeutet auch noch lange nicht, dass man gescheitert ist. Sofern auf einen Fehler eine Aufarbeitung, sowie eine Anpassung der herrschenden Prozesse folgt kann man an Fehlern wachsen.
 
Übrigens, zum Thema Kölner Presselandschaft werden wir in sehr naher Zukunft einen umfassenden Artikel abliefern. Dieser zeigt detailliert auf, wo die Rädchen von Vereins-Funktionären und Journalisten ineinandergreifen um so beispielsweise die Politik um unseren Verein für persönliche, niedere Ziele zu nutzen.
 
… Fortsetzung folgt …

Was bisher geschah

Episode 1: Der Teflon-Mann

Die Sage vom "Finanzgenie"
Alexander Wehrle

Episode 5: Der Marlboro-Mann ohne Lasso

Geschäftsführung Sport beim 1. FC Köln:
Horst Heldt und seine Vorgänger