Episode 2:
Der Teflon-Mann
(Teil 2)
Die finanzielle Entwicklung des 1. FC Köln unter Alexander Wehrle
Die finanzielle Entwicklung des 1. FC Köln – mit Vollgas Richtung Insolvenz
Nachdem sich Teil 1 der Teflon-Mann-Saga vornehmlich mit persönlichen Aspekten von Alexander Wehrle beschäftigte, werfen wir in Teil 2 einen Blick auf die finanzielle Entwicklung des Vereins sowie den Umgang mit existenziell wichtigen Projekten wie dem Ausbau des Geissbockheims unter dem herrschenden Finanz-Geschäftsführer.
Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass der Verein nach der 2012 abgewendeten Insolvenz und der folgenden finanziellen Konsolidierung wieder in finanzielle Schieflage gerät? Und wieso wird dies heute nicht Alexander Wehrle zum Vorwurf gemacht, so wie es damals Claus Horstmann zum Vorwurf gemacht wurde?
Trotz der in Teil 1 aufgezeigten massiven Geldverschwendung konnte Wehrle das bilanzielle Eigenkapital im Laufe der Jahre vorübergehend steigern. Was heißt eigentlich Eigenkapital?
Eigenkapital entsteht, wenn die Vermögenswerte (Aktiva) eines Unternehmens größer sind als die Schulden (Passiva). Die Vermögenswerte des FC bestehen nur zu einem geringen Teil in wertbeständigen Werten wie Grundbesitz, sondern fast ausschließlich aus den „Anschaffungskosten“ der Lizenzspieler, sprich den gezahlten Ablösesummen für die Spieler, die über die Laufzeit der Verträge jährlich ratierlich abzuschreiben sind.
Diese Werte sind nicht gleichbedeutend mit den aktuellen Marktwerten der Spieler. Im Laufe des Vertrags kann sich der Marktwert des Spielers nach oben oder nach unten verändern, je nach dem, wie sportlich erfolgreich der Spieler und auch der Verein sind. Dies wird aber nicht in der Bilanz abgebildet, sondern wirkt sich bilanziell erst beim Verkauf des Spielers über das davon beeinflusste Jahresergebnis aus.
Im Sommer 2019 hat der 1. FC Köln sein vorher geplantes Transferbudget von 10 Mio. Euro deutlich überzogen. Das wurde nach außen als notwendig verkauft, weil durch die – natürlich nicht eingeräumte – untaugliche Kaderplanung für die zweite und auch für die erste Liga mit Skhiri und Bornauw auf den letzten Drücker zwei kostspielige Transfers realisiert werden mussten, die wenigstens eine gewisse Wahrscheinlichkeit boten, die Mannschaft auf ein erstligataugliches Niveau zu bringen. Der FC steht seit Wiederaufstieg 2019 auf Platz 11 der Transfertabelle. Vor der aktuellen Saison landete er sogar auf Platz 7 der Transfertabelle. Umso kritischer sind die Ergebnisse dieser Ausgaben zu bewerten. Gemessen an den Ausgaben hätte der FC deutlich besser abschneiden müssen.
Wehrle beantwortete damals die Frage, wie man sich denn diese beiden Spieler leisten könne, mit dem Hinweis auf das positive Eigenkapital. Positives Eigenkapital ist aber nicht gleichbedeutend mit Liquidität, also mit dem Kontostand. Liquidität ist die Höhe der flüssigen finanziellen Mittel wie Bargeld und Guthaben bei Kreditinstituten, sowie die Fähigkeit, Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen. Zusammen mit dem Eigenkapital ergibt sich daraus die Bonität (= Kreditwürdigkeit). Wenn Uli Hoeneß vom Eigenkapital bzw. Festgeldkonto des FC Bayern spricht, meint er damit also etwas völlig anderes als Alexander Wehrle, der gerne über das Eigenkapital des 1. FC Köln philosophiert. Liquidität bedeutet außerdem die Fähigkeit des FC, seine Vermögenswerte kurzfristig liquide, also verfügbar zu machen. Fußballprofis sind aber nichts, was schnell zu Geld gemacht werden kann. Das geht nur innerhalb der Transferperioden und es setzt voraus, dass der Transfersaldo positiv ist. Hier hat der FC in den vergangenen Jahren immer wieder schlecht ausgesehen, wenn der sportliche Erfolg fehlte oder wenn teure Spieler nicht spielten. Viele Spieler waren plötzlich quasi unverkäuflich. (Siehe Transfer-Schaubild in Teil 1)
Dies bestätigt die mühevolle Suche nach Leihvereinen, die unsere bestens bezahlten Bankdrücker leihen sollten. Vor der laufenden Saison waren es Terodde, Risse, Schindler, Schaub, Sobiech und Koziello die keinen Verein fanden, der bereit gewesen wäre, sie wie der FC zu bezahlen. Folglich musste der FC nach unseren Informationen noch Geld mitgeben, um diesen Spielern Gehaltseinbußen bei Leihverträgen mit anderen Vereinen auszugleichen. Hinzu kommt noch die beim FC verbleibende jährliche Abschreibung auf den Spielerwert. Das Ergebnis der KGaA des FC wird damit doppelt belastet.
Die überzogenen Verträge und Vertragsverlängerungen für diese Spieler hat Wehrle als Geschäftsführer gemeinsam mit seinem jeweiligen Geschäftsführerkollegen aus dem sportlichen Bereich zu verantworten. Wehrle und Veh haben auch im Sommer 2019 die Mannschaft nur auf Grundlage der Kreditwürdigkeit, also auf Pump, verändert und nicht mit selbst erwirtschafteten, eigenen Mitteln. Wenn keine Transferüberschüsse erzielt werden, sondern regelmäßig ein Transferminus erwirtschaftet wird, ist das viel beschworene (weitgehend alleine aus dem Modeste-Verkauf und den Europapokal-Einnahmen resultierende) Eigenkapital schnell aufgebraucht, zumal wenn angesichts der hohen Kaderkosten keine oder nur geringe anderweitige Gewinne erwirtschaftet werden können.
Im schlimmsten Fall, dem Abstieg aus der Bundesliga, kann so mühevoll gebildetes Eigenkapital auch auf einen Schlag ganz weg sein, wenn die Spieler weit unter dem Wert verkauft werden müssen, mit dem sie in der Bilanz stehen. In der letzten veröffentlichten Bilanz zum 30.06.2019 stehen die in den letzten Jahren zum 1. FC Köln transferierten Spieler mit einem Wert von rund 48,7 Mio. Euro auf der Aktivseite der Bilanz. Das Eigenkapital betrug aber nur knapp 38,5 Mio. Euro. Das heißt, dass ohne den Wert der Spieler gar kein Eigenkapital mehr vorhanden wäre. Das Eigenkapital ist also kaum durch anderweitige, dauerhafte Vermögenswerte (z.B. Bankguthaben) gesichert. Damit ist die Höhe des Eigenkapitals überproportional von den Spielerwerten und damit vom sportlichen Erfolg abhängig.
Die gerade veröffentlichten Zahlen für das Geschäftsjahr 2019/2020 sind schon sehr schlecht (Verlust von 23,8 Mio bei 122,5 Mio Umsatz). Laut Pressemeldungen vom 31.03.2021 hat sich das Eigenkapital im Vergleich zum Geschäftsjahr 2018/19 auf 14,8 Mio. mehr als halbiert. Wehrle bezeichnet dies dennoch als „sehr stabiles Eigenkapital“. Es fragt sich, woher er diese Einschätzung nimmt. Denn ein Gewinn ist nach seiner eigenen Aussage auch im Geschäftsjahr 2020/2021 nicht zu erwarten, sondern noch höhere Verluste. Dann reduziert sich das Eigenkapital automatisch in Höhe dieser Verluste. Sollte also der Verlust 2020/2021 mehr als die 14,8 Mio betragen, wovon angesichts des angekündigten Umsatzverlustes ausgegangen werden kann, wäre der FC überschuldet.
Der Abschluss 2020/2021, der normalerweise im Herbst dieses Jahres, kurz vor der turnusmäßigen Mitgliederversammlung 2021, veröffentlicht wird, wird schon jetzt von Wehrle mit einem weiteren Umsatzrückgang von 50 Mio Euro prognostiziert. Da wird dann vom „stabilen“ Eigenkapital nichts mehr übrig sein. Es ist schwer vorstellbar, dass Wehrle an seine eigene Bewertung glaubt.
Mit der Corona-Krise alleine, die im Jahr 2019/2020 angeblich für rund 13 Mio. Umsatzeinbußen gesorgt hat, kann Wehrle die verheerenden Zahlen nicht erklären. Aber natürlich versucht er genau das, um von seinen eigenen Fehlern abzulenken. Fakt ist: Von der Saison 2019/2020 waren nur das letzte Viertel, sprich die letzten rund 3,5 Monate von der Corona-Krise betroffen. Der Verlust in Höhe von 23,8 Mio. Euro ist aber zum größten Teil nicht coronabedingt. Zwar wiegt der Minderumsatz von 13 Mio. Euro schwer, auf der Gegenseite hat es aber Gehaltsverzichte der Spieler und leitenden Mitarbeiter gegeben, sowie bei 80 Angestellten Kurzarbeitergeld, so dass die Personalkosten im Vergleich zu den Planzahlen spürbar gesunken sein dürften. Der Verlust hätte daher auch ohne die Corona-Krise einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag ergeben.
Die untaugliche Kaderplanung der letzten 3 Jahre und die damit verbundene Geldverbrennung, die Wehrle maßgeblich mitgestaltet hat, ist der Grund für die hohen Verluste. Der sofortige Wiederaufstieg ist viel zu teuer, letztlich auf Kosten der mittelfristigen Zukunft des FC, erkauft worden. Verantwortlich dafür waren Wehrle und Veh und Aehlig.
Abenteuerliche Finanzplanung für 2020/21 – der Sargnagel für den unabhängigen Verein?
Die Krönung der Planung Wehrles ist die abenteuerliche Budgetplanung des vergangenen Sommers. Wehrle hatte, trotz massiv grassierender Corona-Pandemie, nach eigener Aussage ab Oktober 2020 kalkulatorisch mit einer Zuschauerauslastung von 100% geplant. Das war im besten Fall naiv. Mit der gebotenen kaufmännischen Vorsicht eines umsichtigen Geschäftsführers hatte dies jedenfalls nichts zu tun. Schon nach Saisonbeginn bezifferte Wehrle mögliche Einnahmeausfälle aufgrund der fortwährenden Geisterspiele mit 40 Mio. Euro jährlich. Das bedeutete, dass der FC rund 60 Mio. Euro Umsatzausfall zu beklagen haben wird, wenn in dieser Saison keine Zuschauer mehr zugelassen werden, wovon man schon im letzten Sommer ausgehen konnte, da mit einem Impfstoff nicht vor Frühjahr 2021 zu rechnen war. Kalkuliert hat Wehrle aber anders, obwohl die Datenlage schon im Sommer eindeutig war und eine nennenswerte Zuschauerauslastung ab Herbst 2020 äußerst unwahrscheinlich erschien.
Die Verluste durch die fehlenden Zuschauereinnahmen werden das Eigenkapital nicht nur vollständig auffressen, sondern aller Voraussicht nach ins Minus bringen, was zur Überschuldung der KGaA und damit nach Auslaufen der Corona-Sonderregelungen der DFL zur Insolvenzantragspflicht führen würde. Nur Spielerverkäufe über Bilanzwert (benötigt würde ein deutlich zweistelliger Mio-Saldo) oder die unter allen Umständen zu vermeidende Eigenkapitalzuführung durch Anteils“verkäufe“ in Form von Kapitalerhöhungen oder eigenkapitalmäßig ausgestalteten Genussrechten könnten die Überschuldung vermeiden. Besonders im Zuge der unumgänglichen Spielerverkäufe erscheinen die von Heldt und Wehrle kommunizierten Preisschilder von Ismail Jakobs und Ellyes Skhiri in einem ganz neuen Licht. Da andere Vereine nicht blind agieren und sich der prekären Situation des FC durchaus bewusst sind, ist die Verhandlungsposition des FC für lukrative Verkäufe von Spielern logischerweise nicht sonderlich gut.
Aus diesem Grunde muss über einen weiteren Weg Liquidität geschaffen werden. Dies geschieht beim FC – auch schon vor Corona – durch Verkauf von Forderungen, Early-Bird-Erlöse (= Vorziehen von Einnahmen), Fananleihen, weiteren Krediten und neuerdings wieder durch die Ausgabe von Genussrechten.
Beim FC hat hat man sich neben den angestrebten Spielerverkäufen aktuell für sogenannte „Mezzanine-Kredite“ in Form von angeblich eigenkapitalmäßig ausgestatteten Genussrechten entschieden. Die Ausgestaltung der Genussrechte hat Wehrle nicht offengelegt. Zu vermuten steht hier eine zumindest 5-jährige Kapitalüberlassung, eine begrenzte Verlustbeteiligung sowie Nachrangigkeit. Bedient und zurückgeführt werden dürfen die Genussrechte wohl unter anderem auch aus eventuellen zukünftigen Gewinnen des FC.
Da Gewinne in den letzten Jahren nur selten und meist in geringer Höhe erwirtschaftet wurden (vgl. die Bilanzen der Geschäftsjahre, in denen Wehrle Geschäftsführer war), bleibt völlig unklar, wie der FC das Genussrechtskapital zurückzahlen will. Müssen künftige Gewinne ganz oder weitgehend an die Genussrechtsinhaber abgeführt werden, so fehlt dem FC auf Jahre eine finanzielle Entwicklungsmöglichkeit. Dieses Konzept erhöht damit deutlich das Risiko, dass ein Investor an Bord geholt werden muss. Es ist bezeichnend, dass Wehrle die Konditionen der Genussrechte und die damit verbundenen Nachteile und Risiken nicht offenlegt. Wie Baron Münchhausen versucht sich Wehrle mit den Genussrechten an den eigenen Haaren aus dem in weiten Teilen selbstverschuldeten finanziellen Sumpf zu ziehen.
Wer dem FC und seinen Geschäftsführern Wehrle und Heldt aktuell solche Mezzanine-Kredite zur Verfügung stellt, muss wirklich mutig sein. Man könnte es auch blauäugig nennen. Denn es gibt überhaupt keine Gewähr dafür, dass dieses Geld auch nur ansatzweise vernünftig eingesetzt wird. Angesichts der vorstehenden Schilderungen ist eher das Gegenteil zu erwarten, also überteuerte Transfers mit überhöhten Gehältern von nicht zukunftsfähigen oder nicht zum Kader passenden Spielern kombiniert mit satten Spielerberaterhonoraren.
Beim Thema Spielerverkäufe werden immer die Spieler Skhiri und Bornauw genannt. Das ist kein Zufall. Nur diese beiden Spieler haben ihren Marktwert in den letzten beiden Saisons zumindest nicht verschlechtert, sondern vermutlich sogar gesteigert. Beide haben angeblich jeweils rund 6 Mio. Euro gekostet. Es besteht zumindest die realistische Chance, die beiden für einen Betrag von jeweils 8 – 10 Mio. verkaufen zu können. Welche konkreten Preise in Corona-Zeiten noch zu erzielen sind, ist allerdings offen. Die fetten Jahre sind jedenfalls vorbei.
Sollte der 1. FC Köln absteigen und der Druck, Transfererlöse zu erzielen, dadurch brutal steigen, wird es noch unsicherer, ob der FC überhaupt einen Transferüberschuss mit diesen Spielern wird erzielen können. Zudem hat Wehrle keine Erklärung zu den Fragen abgegeben, ob die potentiellen Transfererlöse dem FC wirtschaftlich noch zustehen oder sie nicht schon längst an Gläubiger abgetreten worden sind. Darüber hinaus ist heutzutage im Regelfall noch an den Club, der den Spieler an den FC transferiert hat, eine erkleckliche Beteiligung an einer Weiterveräußerung abzugeben. Damit bestehen massive Zweifel, ob man sich mit diesen Spielerverkäufen wenigstens ansatzweise sanieren kann.
Der dritte Spieler, über den spekuliert wird, ist Ismail Jakobs. Dieser steht mit 0,00 Euro in der Bilanz, weil er aus der eigenen Jugend stammt und keine Ablöse gekostet hat. Jeder Euro, den der FC mit seinem Verkauf erlöst, verringert den Verlust und beeinflusst so indirekt die Höhe des Eigenkapitals.
Weiteres Potential für relevante Transfererlöse über dem Buchwert der Spieler gibt der Kader bei realistischer Prognose eher nicht her. Es ist also extrem wichtig für den FC, Transferüberschüsse zu erwirtschaften. Nur so kann langfristig mehr Gewinn erzielt und so positives Eigenkapital aufgebaut werden, wenn der sportliche Erfolg nicht so groß ist, dass er sich in überdurchschnittlich steigenden TV-Geldern und Sponsorenzahlungen niederschlägt.
Die Infrastrukturprojekte des 1. FC Köln – alles in den Sand gesetzt
Auch Projekte wie der Ausbau des Stadions und des Geißbockheims fallen in den Verantwortungsbereich Wehrles, was er auch immer medial vollmundig für sich beansprucht hat. So wurde in der Vergangenheit gemeinsam mit Präsident Spinner noch davon geträumt, das Müngersdorfer Stadion auf 75.000 Plätze auszubauen. Angesichts der Rahmenbedingungen war dies ein völlig illusorischer Traum. Folglich galt das Hauptaugenmerk in den letzten Jahren dem seit mindestens 15 Jahren überfälligen Ausbau des Geißbockheims und seiner Infrastruktur, ohne die die Konkurrenzfähigkeit, vor allem in den erfolgreichen Jugendabteilungen des Clubs, ernsthaft gefährdet ist.
In dieser Hinsicht wurden schon vor Wehrle viele wichtige Jahre verschlafen, weil auch schon damals zu viel Geld in untauglichen Kadern verbrannt wurde. Als Wehrle durch explodierende Fernsehgelder und den glücklichen Euro-League-Einzug plus Modeste-Verkauf nach China endlich einmal „Kohle in der Kasse“ hatte, hat er es allerdings nicht geschafft, dieses Geld sinnvoll zu investieren.
Zwar hat auch die Stadt Köln im gesamten Planungsprozess und insbesondere in den letzten beiden Jahren kein gutes Bild abgegeben. Trotzdem hat der FC das Ausbauprojekt ersichtlich von Anfang an falsch angepackt, weil Wehrle und Spinner glaubten, dass dem FC keiner etwas abschlagen könne. Die sich schnell bildende Bürgerinitiative wurde als ein Haufen Verrückter abgetan. Die Stadt Köln und die politischen Kräfte in der Stadt wurden ebenfalls nicht hinreichend ernst genommen.
Es wurde alles auf die Karte Ausbau am Standort im Grüngürtel gesetzt, ohne dass übrigens bis heute einmal ein Finanzierungskonzept vorgestellt worden ist und obwohl früh klar war, dass der Widerstand gegen den Ausbau groß sein würde und es ohne Rechtsstreit kaum zu einem Ausbau würde kommen können. Wehrle hätte wissen müssen, dass es nicht nur ein Kampf über viele Jahre werden würde, sondern er hätte vor allem eine Alternativplanung vorantreiben müssen.
Aktuell ist der geplante Geißbockheim-Ausbau ein totes Projekt und mit ziemlicher Sicherheit als gescheitert zu beurteilen. Die Zukunft des 1. FC Köln wird entscheidend davon abhängen, ob man jetzt zügig ein Alternativszenario findet und ein realistisches Finanzierungskonzept vorstellt. Der Finanzbedarf dürfte sich auf 40-60 Millionen Euro belaufen. Dass jetzt 6 Jahre verdaddelt worden sind und wohl noch weitere Jahre dazu kommen, bis man eventuell eine Alternative hinbekommt, ist peinlich. Die Verantwortung dafür trägt wieder einmal Alexander Wehrle, in dessen Verantwortung das Ausbauprojekt lief.
Fazit: Die Geschäftsführung muss erneuert werden
Betrachtet man diese Fakten ist es für uns ein Rätsel, warum es immer noch so viele Fans und Mitglieder gibt, die Alexander Wehrle nicht nur für einen guten, sondern sogar überragenden Geschäftsführer halten. Für die Sanierung nach der desolaten Overath-Zeit ist er nicht hauptverantwortlich, er hat sie nur umgesetzt. Als der FC sich finanziell konsolidiert hatte und dann sogar das Europapokal-Geschenk bekam, hat er es geschafft, das gesamte Geld in kürzester Zeit zum Fenster hinauszuwerfen, anstatt es sinnvoll zu investieren.
Wenn es richtig ist, dass der FC finanziell kurz vor dem Kollaps steht, dann ist neben Corona dafür an allererster Stelle der Geschäftsführer Alexander Wehrle verantwortlich, der seit Jahren über die Finanzen herrscht. Diese Verantwortung will aber im Club und auch in der Mitgliedschaft und unter den Fans fast niemand sehen, weil über die Jahre immer ein so positives Bild von seinem Wirken gezeichnet worden ist. Zukunftsprojekte wie das Stadion (bestenfalls machbar wäre vermutlich eine extrem kostspielige Modernisierung) und vor allem den Ausbau des Geißbockheims hat er lange verschlafen und dann politisch falsch angepackt mit dem Ergebnis, dass aktuell beides als gescheitert betrachtet werden muss.
Aus unserer Sicht ist somit auch Alexander Wehrle gescheitert. Wir werden daher alles daran setzen, dass die Ära Wehrle nicht mit einem Investoreneinstieg und der damit einhergehenden Abhängigkeit des Vereins endet. Denn darauf läuft es angesichts des finanziellen Desasters aus unserer Sicht momentan hinaus. Der FC braucht auf der Geschäftsführerposition dringend einen Neuanfang. Dieser Neuanfang sollte nicht nur im Austausch einer Person bestehen, sondern es sollte darüber nachgedacht werden, die Geschäftsführung insgesamt neu zu strukturieren (natürlich nicht für Millionengehälter). Zum einen hat sich gezeigt, dass die Sportgeschäftsführer (Schmadtke, Veh, Heldt) an der eigentlichen Geschäftsführertätigkeit kein Interesse haben und dafür auch nicht ansatzweise qualifiziert sind. Faktisch nehmen sie die mit der Geschäftsführung verbundene Verantwortung nicht wahr, weil sie gar nicht in der Lage sind, einen Wehrle zu kontrollieren. Denn diesen „Vollprofis“ ist Wehrle überlegen. Zum anderen sieht man, dass Wehrle viel zu viele Aufgaben übernommen hat, die er nicht vernünftig abgearbeitet bekommt.
Wenn man die letzten Jahre nüchtern betrachtet, wird klar, dass unbedingt ein System in der Geschäftsführung installiert werden muss, dass die Sorgfältigkeit von Entscheidungen signifikant erhöht. Fehler werden zwar trotzdem immer einmal wieder passieren, weil niemand fehlerfrei ist, aber die Vielzahl gravierender Fehlentscheidungen beim FC muss endlich gestoppt werden. Das wird nur gehen, indem besser qualifizierte Fachkräfte auf diese Positionen kommen. Im aktuellen Zustand des Clubs wäre ein Sanierer erforderlich, der auch im Geißbockheim aufräumt.
Es muss also in der klassischen Wirtschaft nach geeigneten Personen Ausschau gehalten werden. Dort ist das Personal ohnehin meist deutlich besser qualifiziert als in der Fußballbranche. Zudem haben diese Führungskräfte im Zweifel keine undurchsichtigen Allianzen im nach wie vor in einem schädlichen Ausmaß von persönlichen Beziehungen durchdrungenen Fußballgeschäft.
Der nächste Artikel des House-of-Goats steht schon für euch in den Startlöchern.
Teil 1 der Teflon-Mann-Saga verpasst? Hier gehts lang…